Das Programm

P wie Pop // 15.01 // Jack Chosef // Konzert Sprechsaal Vernissage

L wie Love // 22.01 // Marcus Steinweg

V wie Vaterland // 23.01 //  Dietrich Kuhlbrodt und Wolfgang Müller (Die tödliche Doris)

J wie Jenseits der Blockbuster. Kunstkino in Zeiten der kulturellen Krise // 29.01 // Toby Ashraf und Anna Sophie Hartmann (Filmemacherin), Sabine Herpich (Cutterin, Filmemacherin, Fsk), Christian Suhren (Geschäftsführer Fsk/ Peripherfilm)

A wie Abschied von gestern // Ein Film von Alexander Kluge. Film und Gespräch// 30. 01. // Einführung von Jan Lietz

D wie DDR 1989 // 03.02 // Ein Film von Alexander Kluge // Sprechsaal-cut.

B wie Begehren // 10.02 // Jule Govrin

T wie Tragödie // 12.02 // Frank Raddatz

C wie counte/r/revolution // 13. 02 // Christoph Möllers

I wie Ironie. Sprache und Gewalt // 17.02 //  Gal Hertz

O wie Ohnmacht // 19.02 // Klaus Theweleit

E wie Emanzipation // 24. 2 // Christoph Menke

G wie Griechenland. Kolonialismus // 25.02 // Margarita Tsomou &  Bonaventure Soh Bejeng Ndikung

U wie Uebersetzung // 27.02 // Aviv. Hanno Hauenstein

K wie Kapital. Kommunismus. (Kuba)Krise. Kalatosow // 02. 03 // SOY CUBA // Film mit Einführung von Grischa Meyer

R wie Rache // 05.03 // GULAG HD. Videoperformance

Z wie Zorn // Anne Eusterschulte // 09.03

S wie Speculation // 11.03 // Anke Hennig

N wie Nordwestpassage // Salz, Filz, Leine und neun Möglichkeiten // Aram Böhm // 2016

F wie Flucht //  (n.n.)

H wie Hyper Hyper // (n.n.)

M wie Manifeste // Hannah Wallenfels (n.n.)

Q wie Quartalsabrechnung // The Conversation. F.F. Coppola // Film (n.n.)

W wie Wall Street // Film mit Einleitung von Joshua Wicke // (n.n.)

X wie t.b.a //

Y wie YOLO //  Julia Nitschke // 10.03

 

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S wie Speculation // Anke Hennig // VORTRAG // FINISSAGE DAS ABC DER KRISE

Das ABC der Krise endet mit dem Buchstaben ‚S‘. Wir wollen das Ende mit dem Unendlichen begehen. Den männlichen Indikativ mit einem weiblichen Konjunktiv schwängern und mit Anke Hennig etwas über mögliche ‚Zukünfte‘ spekulieren. Danach sind alle herzlich dazu eingeladen mit uns partymäßig die Buchstabensuppe auszulöffeln! Geil!

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Ist spekulativer Materialismus von Nutzen für einen gegenwärtigen Feminismus oder handelt es sich eher um eine Neuauflage der viel kritisierten ‘boy group’ in der Philosophie?

Anke Hennig wird einerseits die Xeno-feministische Plattform Laboria Cuboniks vorstellen und andererseits Rekurs auf Luce Irigarays ‚Speculum‘ nehmen. Letztere soll in die Ahnentafel eines Begriffs von Spekulation eingetragen werden. Schließlich wird Anke Hennig auf ein gemeinsames Interesssensfeld von feministischer und spekulativer Begriffsarbeit eingehen. Vorschläge, über die zu spekulieren lohnt wären eine Affirmation von Entfremdung, ein neues Denken von Negation und Rekursion als Denkalterantive zu Reflexion.

Außerdem wird Carolee Schneemanns fuses zu sehen sein, damit wir nicht vergessen, wovon wir reden.

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Anke Hennig lehrt gegenwärtig am Saint Martins College, University of the Arts, London. Sie hat die internationale Arbeitsgruppe Retroformalismus (www.retroformalism.net) initiert und ist an der Konzeption der Forschungsplattform Spekulative Poetik beteiligt (http://www.spekulative-poetik.de/). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Theorie des russischen Formalismus, Politik der Avantgarden und gegenwärtiger Poetik. Ihre jüngsten Publikationen behandeln das Verhältnis von Literatur und Film, Genealogie des Romans und gegenwärtige visuelle Kultur unter dem Gesichtspunkt einer spekulativen Poetik.
Sie ist Autorin von Sowjetische Kinodramaturgie (Berlin, 2010) und, gemeinsam mit Armen Avanessian von Present Tense. A Poetics (New York/London 2015; in russisch Moskau 2014; in deutsch Zuerich 2012) und Metanoia. Spekulative Ontologie der Sprache (Berlin, 2014).

11.03 // 19:00 Uhr // SPRECHSAAL

Y wie Yolo // PEOPLE SUCK BUT IT’S OKAY BECAUSE CATS_ WHY IT IS PRETTY MUCH OBVIOUS THAT THE INTERNET IS FOR PORN AND CATS // JULIA NITSCHKE

LECTURE PERFORMANCE // JULIA NITSCHKE

Es gibt eine universal allgemeingültige Wahrheit über das Internet: Es besteht aus Pornos und Katzen. Detailliertere Studien des Massachusetts Institute of Technology wollen sogar errechnet haben, dass der Pornografie ein Marktanteil von 80% zugesprochen wird und der Katzenanteil aus 15% besteht. Und dann gibt es da noch direktere Zusammenhänge zwischen beiden Komponenten!

Julia Nitschke ist Szenische Forscherin und forscht seit 2013 zu Phänomenen gegenwärtigen Bilderkultur vermittels der Katze. P*S*B*I*O*B*C stellt anhand des Internet-Phänomens von Katzenbildern und -Videos drängende Fragen über unsere Welt und das Leben.

Donnerstag 10.03 // 20:00 // Sprechsaal

Z wie Zorn und Zettelphilosophie // performative Lesung // ein Experiment mit Rebekka Uhlig und Anne Eusterschulte

Ist der Zorn eine ‚vorübergehende Geistesstörung’ (Seneca) oder unterschätzen wir vielmehr eine kulturelle Triebkraft: das Zürnen als Stimme der Kritik, des Aufbegehrens oder der Empörung? Die performative Lesung für zwei Stimmen lotet dieses Feld aus und zettelt eine andere Lesart kritischer Aufmerksamkeit an. Sie experimentiert mit der Widerständigkeit von Fundstücken, flüchtigen Fragmenten, Denk- und Merkzetteln der Alltagswelt, kurz: mit episodischen Reflexionen, die sich im Neben-Sächlichen artikulieren. Lauern nicht in all diesen verzettelten Stimmen und ihren absurden Notationen kleine Krisen und Quertreibereien, die sich zu hören geben? Schenken wir ihnen also ein Ohr.

09.03 // 19:30 // Sprechsaal

K wie Kapitalismus // Kuba // Kalatasov // Film mit Einführung von Grischa Meyer

Ein russisch-kubanisches Epos über die Krise, die zur kubanischen Revolution führt.
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Der Regisseur Kalatosov kannte sich mit Krisen aus. Sein Film wurde für 30 Jahre verboten. Soy Cuba von 1962 in schwarz/weiß ist ein nahezu unbekanntes filmkünstlerisches Meisterwerk mit einmaligen Bildern.
Martin Scorsese sagt: »Wenn wir den Film 1964 gekannt hätten, wäre unser Kino ein anderes geworden«.
Nach seinen frühen Meisterwerken (DAS SALZ SWANETIENS, 1930 und DER NAGEL IM STIEFEL, 1931) durfte er viele Jahre lang keine eigenen Filme mehr drehen. Erst mit DIE KRANICHE ZIEHEN, 1957 hatte er sich in den Augen der sowjetischen Kulturbürokratie »rehabilitiert« (der Film erhielt die Goldene Palme in Cannes 1958). Aber schon SOY CUBA von 1964 verschwand wieder für über 30 Jahre in den Archiven.

Die surreale Hymne auf die kubanische Revolution entstand drei Jahre nach der »Invasion in der Schweinebucht«, bei der das exilierte Kapital mit Hilfe der CIA die Insel den »Klauen des Kommunismus« wieder entreißen wollte. Kalatosow dreht ihn zwei Jahre nach der anderen Krise, die Kuba und die Welt erlebten, als die Anwesenheit sowjetischer Raketen auf der Insel fast einen Atomkrieg ausgelöst hätte – mit 1.000 kubanischen Soldaten als Kleindarsteller für eine einzige Szene und mit Technik und Infrarotfilm aus den Arsenalen der Roten Armee.

SOY CUBA war den Kommunisten zu bourgeois und den Bourgeois zu kommunistisch. In diesem Limbo des Vergessens blieb der Film, bis die Herren Martin Scorsese und Francis Ford Coppola in den 1990 er Jahren das nötige amerikanische Kapital für seine Restaurierung zusammenbrachten.

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Grischa Meyer
Geboren 1950 in Berlin. Lehre als Buchhändler und Verlagsbuchhändler. Studium der Gebrauchsgrafik an der Kunsthochschule Berlin Weissensee. Freiberuflich seit 1983 tätig als Buchgestalter, Grafikdesigner, Autor

18:30 // SPRECHSAAL

Ü wie Übersetzung // Hanno Hauenstein & Itamar Gov // Gespräch

Wo ist die Sprache [Lippe], in der ich alles sagen kann, was in mir ist? Meine zwei Sprachen [Lippen] sind das Lippenpaar meines Herzens.
Ludwig Strauß (1892-1953)

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aviv meint Frühling. In der ersten Ausgabe von aviv Magazin wollen wir das Verhältnis der deutschen zur hebräischen Sprache neu aufleben lassen und eine Stimme etablieren – ein Zusammenspiel aus Kunst, Literatur, Lyrik und Journalismus. Was meint Übersetzung? Worin besteht die Aufgabe des Übersetzers? Beschränkt sich Übersetzung auf Sprache oder ist sie nicht vielmehr andauernd am Werk – besonders auch in der Kunst? Solchen Fragen wollen wir nachgehen, indem wir einen Querschnitt der Inhalte der ersten Ausgabe von aviv Magazin vorstellen. Darunter: Yael Bartana, Max Czollek, Samira Saraya, Nir Baram, Hilà Lahav, Vanessa Emde und andere.

Hanno Hauenstein (*1986), freier Autor & Journalist zwischen Berlin und Tel Aviv, Herausgeber von aviv Magazin
Itamar Gov (*1989), Film-Wissenschaftler und freier Übersetzer in Berlin, Redakteur von aviv Magazin

I wie Ironie // Sprache und Gewalt // 17.02 // Vortrag von Gal Hertz

Hiob: Es gibt keinen Gott – lasst mich vom Spieß! Es gibt Gott nicht!
Offizier: Zu spät, mein Freund. Der Tod hat schon Wurzeln in dir geschlagen. Geh mit ihm!
Hiob: Luft… kein Gott… bitte ich schwöre euch, es gibt keinen Gott!!!
Offizier: Schade eigentlich. Für den gleichen Preis hättest du als Mensch mit Ehre und Prinzipien sterben können.

In seiner Adaption des biblischen Dramas bebildert der israelische Schriftsteller Hanoch Levin Hiobs Leiden – seine letzten Stunden. Hoffnungslos, am Spieß gedreht, leugnet Hiob auch noch Gottes Existenz. Doch selbst das bringt keine Rettung. Stattdessen verpasst er es, wenigstens als Märtyrer zu sterben – nicht nur Hiob selbst ist am Boden, sondern auch sein Mythos. Beachtlich daran ist: Er, der Bürger, der zum Narren wurde, wandelt das Urteil – seine Exekution – in ein Moment der Ironie, eine Haltung, die in der Rezeption an die Stelle eines Moments der Katharsis tritt, dessen Zeugen wir potenziell hätten sein können. Die Ironie steht im Zentrum meines Vortrags. Gal Hertz folgt Lacans Einsichten in ihre soziale sowie ihre klinische Funktion und versucht darüber hinaus, über das Mittel der Ironie als Schlüssel zum Verständnis von Gewalt im Theater nachzudenken.

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http://www.zfl-berlin.org/personenliste-detail/items/hertz.html

SPRECHSAAL // 19:30 // 17.02